Gespann-Umbau einer 2A2

Artikel von Gemamo aus dem XS400 Forum

 

Im Prinzip ist die Sache ganz einfach. Der Rahmen braucht im Gegensatz zur 650er im Bereich der vorderen Rahmenunterzüge und an der Schwinge nicht verstärkt werden, da der vordere Rahmenbereich in Y-Form ausgeführt ist, und die Belastung an der Schwinge mangels Leistung lange nicht so hoch ist, wie bei der 650er.

Das waren die wichtigsten Punkte, die ich mit dem TÜV-Prüfer meines Vertrauens schon im Vorfeld vor Beginn des Projektes abgeklärt habe.

Der Rest ist simpel:

Ein Beiwagenrahmen der Marke Velorex (sitzt an der Jawa und ist wegen der dünnen Radachse auch nur bis 27 PS zugelassen) im schlechten Zustand für 84,-€ bei Ebay ersteigert. Einstellbare Streben waren 4 Stück dabei, die Bremstrommel war leer geräumt. Gebremster Beiwagen war aber eine Grundvorraussetzung vom Sachverständigen. Also Bremsbacken, Federn, Bremsnocken und Bremszug bei www.MZ-B.de in Berlin bestellt. Der Übergang von Scheibenbremse hinten am Bike auf Trommelbremse am Beiwagen erfolgt über einen Umlenkhebel unter dem Bremspedal.

Da die 2A2 im Bezug auf frei zugänglich Rahmenteile mit genügend Platz für Klemmstücke sehr geizig ist, setzte ich die 4 Streben insgesamt sehr hoch an.

1. Strebe direkt unter dem Lenkkopf


2. Strebe unter der Y-Teilung mit freiem Zugang zum Ölfilter


3. Strebe knapp über dem Schwingenlager nach hinten


4. Strebe zwischen Helmschloss und Dämpferschraube

 

Bei dieser Verteilung der Streben hätten mir die Hebelkräfte den Rahmen zerrissen, also, wie erst ab ca. 80 bis 100 PS üblich, eine 5te Strebe im Eigenbau einsetzen. Diese sollte natürlich auch einstellbar sein, um die Geometrie und Achsstellung ändern zu können. So wurde der Hauptständer entfernt, und aus einer 20 mm Gewindestange eine Strebe gebastelt. Nicht so schön wie die originalen Streben, aber es funzt.

Die Klemmschellen der ersten 4 Streben sind aus Flacheisen gefertigt. Bohrungen in Rahmenstärke +0,2 mm, quer dazu Schraubenbohrungen mit Hälfte Gewinde und dann die Klemmstücke in der Mitte trennen. Lasche anschweißen für die einstellbaren Streben, fertig.

Die Halterungen der 5ten Strebe, die an der Hauptständeraufnahme angreift, sind Schweißkonstruktionen aus überwiegend Rohr.

Desweiteren wurden diverse Zubehörteile zur Stabilisierung des Rahmens und der Gabel, sowie zur Aufnahme der höheren Gewichte verbaut.

Gabelfedern Wirth, Gabelstabi Telefix, Federbeine Koni, Lenkungsdämpfer Mercedes C-Klasse und Doppelscheibenbremse mit Sattel von der SR 500 und Pumpe und Verteiler einer GPZ 550 (Hauptsache die Pumpe hat 16 mm).

Das Boot ist ein reiner Eigenbau und absolut frei Schnauze. Gitterrohrrahmen aus ½“ Konstruktionsrohr (dünnwandig und billig), Boden aus 1,5 mm Blech, der Rest mit Blech 0,75 mm bespannt. Hat sogar einen Kofferraum für einen Helm, Werkzeug und einen Liter Öl.
Den Lenker habe ich nach der ersten Tour angebaut, da das Fahren mit dem originalen Lenker unter anderem wegen dem enormen Lenkungsdämpfer doch sehr kraftraubend ist. Richtungsänderungen sind im Gegensatz zur Solomaschine nur über Muskeleinsatz möglich.

Da die ganze Geschichte im April 2003 als Wette um ein Bier anfing (500,-€ und auf meinem Speicher vorhandene Teile für das komplette Gespann incl. Motorrad, TÜV und Zulassung) wurde nicht soviel Wert auf die Optik gelegt. Hauptsache es ist sicher und funzt (ich lege auch sonst nicht ganz soviel Wert auf die Optik). Der Nachteil daran ist, daß auch der Motor ungeprüft nach 6 Jahren Lagerzeit eingebaut wurde, und mir jetzt nach und nach alle Dichtungen wegfliegen (neuer Motor ist im Aufbau).

Die Sache mit dem TÜV war sehr einfach. Vorher schon mal schlau machen in Bezug auf die Materie und in Bezug auf kompetenten Sachverständigen. Dann mit einem 2A2 Rahmen auf dem Nacken und jeder Menge Fotos und Papieren zum Tüv und vorbesprechen, was wie möglich ist. Danach 9 Monate in der Werkstatt verkriechen. Ich bin nur raus gekommen um zu essen, oder um Bekannte um Mithilfe zu bitten (wer hat schon einen 32,5 mm Bohrer und passende Maschine?). Dann Terminabsprache für die Abnahme, Pferdeanhänger leihen, Psychopharmaka schlucken und Attacke. Die Abnahme war in einer 3/4h erledigt. Gute Vorarbeit zahlt sich aus.

Die letztendlich Vermessung des Gespanns erfolgt im Fahrversuch, und ist immer noch nicht abgeschlossen, da die Kiste immer noch nach rechts zieht.

Fazit: das Gespann ist kein Kurvenfresser, das Fahren ist völlig anders als auf Solos, bei 100 km/h ist Feierabend, der Deoverbrauch steigt während der Fahrt um 200%, man wächst an seinen Fehlern und ich würde so einen Umbau jederzeit noch einmal machen, wobei dieser Umbau noch nicht einmal so richtig abgeschlossen ist.


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