Ventilschaftdichtungen wechseln, wie? 2A2/4G5
Eine recht gute Anleitung mit vielen Bildern hat Gemamo dazu geschrieben:
Ventilschaftdichtungen tauschen und Ventile einschleifen
Artikel von Gemamo aus dem XS400 Forum
Anlass einer solchen Reparatur ist meist das sehr unerfreuliche „Bläuen“ der Motors im Schubbetrieb, das meist die hinter einem fahrenden Leute dazu veranlasst, den vorgeschriebenen Sicherheitsabstand einzuhalten.
Durchgeführt wird diese Reparatur an einem Motorradmotor, Yamaha XS 400 OHC 2A2 mit ca. 37.000 km Laufleistung und einer Standzeit von min. 6 Jahren. Ölverbrauch ca. 0,5 Liter auf 250 km.
Dass dieser hohe Ölverbrauch nicht nur auf defekte Schaftdichtungen zurückzuführen ist, sollte jedem klar sein. Im Zuge der Reparatur wurden auch die Ölabstreifringe erneuert, worauf in dieser Anleitung aber nicht weiter eingegangen wird. Auch wird nur grob …sehr sehr grob (eigentlich gar nicht) auf die Demontage bzw. die Montage des Zylinderkopfes eingegangen.
Diese Anleitung erhebt auch keinen Anspruch auf Richtigkeit bzw. Vollständigkeit.
Oberstes Gebot bei Reparaturen am offenen Motor ist die Sauberkeit des Arbeitsplatzes.
Ventile und Ventilsitzringe
Ventile bestehen aus 2 Stahlteilen, Teller und Schaft, die einzeln gefertigt werden und dann mittels Reibschweißung zusammengefügt werden. Danach erfolgen Härtung und Endbearbeitung.
Der Ventilsitzring wird auch aus Stahl gefertigt, gehärtet und dann in den Zylinderkopf eingeschrumpft.
Werkzeuge
Außer den „normalen“ Werkzeugen, die fast jeder zu Hause hat, braucht man Ventileinschleifpaste, ein kleines Kupferröhrchen und Ventilsauger.
Des Weiteren braucht man
sowie eine umgetrickste Schraubzwinge, die später noch gezeigt wird.
Nach der Demontage des Zylinderkopfes werden die Ventile ausgebaut. Dazu müssen zuerst die Verschlusskeile ausgebaut werden. Dies geschieht mit der oben aufgeführten Schraubzwinge.
Den Kugelgelagerten Teller der Zwinge unter den Ventilteller halten, die angeschweißten Schrauben auf den oberen Federteller setzen, handwarm anziehen und mit einem leichten Schlag mit dem Hammer auf die Schraubzwinge die Keile lösen. Danach die Zwinge soweit festziehen, dass sich die Keile herausnehmen lassen.
Danach die Zwinge vorsichtig lösen, den Federteller und die beiden Federn entnehmen, das Ventil rausziehen, die Schaftdichtungen rausprokeln und die unteren Federteller herausnehmen. Hierbei wurde festgestellt, dass die Schaftdichtungen auf ihrer Klemmstelle auf der Schaftführung fast 1mm Axialspiel aufwiesen.
Immer ein Ventil nach dem anderen ausbauen und genau festhalten, welches Ventil samt Federn und Teller wohin gehört. Bitte nicht verwechseln.
Vorbereiten der Ventile
Normalerweise sehen die Ventile nach so einem hohen Ölverbrauch aus wie Sau. War in diesem Fall auch nicht anders.
Die kleinen verrußten sind die Auslassventile, die großen (nicht ganz so dreckigen) sind die Einlassventile. Säubern in der Bohrmaschine ist das Einfachste. Gummischlauch über das Ende ziehen
und grobe Vorarbeit mit einem kleinen Schraubenzieher oder Ähnlichem.
Danach sieht das schon besser aus.
Dann die Reste auch in der Bohrmaschine mit feinem Schmirgel entfernen. Bei den Reinigungsdurchgängen aber niemals weiter gehen, als die Verkrustung wirklich reicht. Schaft und Dichtfläche sind Tabu, aber den Tellerboden nicht vergessen.
Natürlich sehen Brennräume und Auslasskanäle nicht viel besser aus. Dichtfläche vorsichtig mit dem Stecheisen säubern.
Den Brennraum selbst grob mit dem Schraubenzieher vorreinigen
und dann mit dem Luftschleifer oder, noch besser, dem Sandstrahler nacharbeiten. Hierbei werden Zündkerzengewinde, Dichtflächen der Ventilsitzringe und Ventilschaftführungen gegen das Strahlgut (oder den Schleifer) geschützt. Danach sehen die Brennräume so aus (oder ähnlich).
Ventile einschleifen
Zum Ventile einschleifen wir ein spezielle Ventileinschleifpaste benutzt. Diese Paste ist mit Diamantstaub versetzt und wird üblicherweise in grober und feiner Qualität angeboten. Vorschleifen erfolgt logischerweise mit der groben Sorte, der letzte Schliff dann mit der feinen Sorte. Zum Vorschleifen das Ventil und den Kopf (besonders im Bereich Schaftführungen innen) peinlichst reinigen. Ventildichtfläche dünn mit Schleifpaste einschmieren und leicht mit Wasser benetzen. Das Ventil in den Kopf einsetzen und den angefeuchteten Ventilsauger auf den Ventilteller drücken.
Dann den Griff des Ventilsaugers zwischen den Handflächen drehen wie beim Feuer machen. Eilige Leute sparen sich den Ventilsauger und setzen einen Akkuschrauber auf den Ventilschaft. Aber auch hierbei immer wieder die Drehrichtung ändern und das Ventil immer mal wieder anheben, damit wieder Schleifpaste an die zu schleifende Stelle gelangen kann. Danach das Ventil entnehmen, säubern und begutachten, ob alle Macken ausgeschliffen sind und die geschliffene Dichtfläche den Sollmaßen entspricht. Selbiges am Ventilsitz.
Sollten noch Macken vorhanden sein, weiterschleifen.
Wenn alle Macken ausgeschliffen sind, wird der Kopf gereinigt und alles mit der feinen Paste wiederholt. Danach den Kopf gründlich mit Wasser spülen, bis sämtliche Rückstände von Sand, Schleifpaste etc. entfernt sind. Danach den Kopf trocknen.
Schaftdichtungen einsetzen
Die Komplettierung des Kopfes erfolgt an jeder Stelle, an der etwas gedrückt, geschoben oder irgendwie eingesetzt wird mit Öl. Bevor die neuen Schaftdichtungen eingesetzt werden, die unteren Federteller nicht vergessen. Dann die Schaftdichtungen (mit Öl) auf die Schaftführungen aufsetzen. Geht etwas schwer, ich nehme dazu immer ein kleines Stück Kupferrohr und helfe vorsichtig mit einem kleinen Hämmerchen nach. Das Röhrchen sollte so groß sein, daß es innen minimal größer ist als die obere Gummilippe der Schaftdichtung.
Danach das Ventil mit Öl einsetzen, die Federn überstülpen, und noch den oberen Federteller drauf. Mit der Schraubzwinge das Federpaket vorsichtig und nur so weit wie nötig spannen und die Verschlusskeile „reinfummeln“.
Danach die Zwinge vorsichtig entspannen, wobei die Verschlusskeile nicht kanten dürfen. Der (fast) neue Kopf ist fertig.
Nach der Montage des Kopfes auf dem Block (mit neuer Kopfdichtung mit Ölkanaldichtung und neuem Nockenwellensimmrring) die Einstellung der Ventile und der Zündung nicht vergessen.
Abschließend sei gesagt, daß das der Weg ist, wie ich es mache. Für meine Zwecke sind die durchgeführten Arbeiten in Umfang und Ausführung ausreichend und die Kosten belaufen sich (ohne Werkzeug) auf ca. 30,-€.
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