Zu viel Ladespannung

Ist euer Akku neu und trotzdem passt der Säurestand nach ein paar Kilometern nicht mehr, kann es an zu hoher Ladespannung (und daraus resultierend an zu hohem Ladestrom) liegen, die den Akku gasen lässt.

 

Grundsätzliches
Ein Bleiakku (nicht Bleigel- oder Vliesakku!) hat eine Zellenspannung von ca. 2,3V. Macht bei 6 Zellen 13,8V.

Die Ladespannung wird durch den Spannungsregler (im Folgenden kurz Regler) geregelt. Ein Regler für ältere Yamahas (und auch andere) liefert ca. 14,3V. Diese Spannung wird für eine „vollständige“ Ladung benötigt.

Den Ladestrom regelt der Akku selber über seinen Ladezustand und den dadurch entstandenen Innenwiderstand. Ist er auf seine Nennspannung geladen, steigt der Innenwiderstand an und begrenzt dadurch die Leistungsaufnahme. Wird jedoch die Zellenspannung überschritten, fängt er an zu kochen/zu gasen. Das würde ihn auf Dauer beschädigen. Um das zu vermeiden gibt es den Regler.

Viele Regler haben zur Spannungsregelung eine externe „Fühler-/Messleitung“. Diese misst die im Kabelbaum nach dem Zündschloss anliegende Spannung (-> Schaltplus -> Kabelfarbe braun). Die hier anliegende Spannung vergleicht der Regler mit der, die er am Ausgang bereitstellt (Dauer-/Ladeplus -> Kabelfarbe rot) und kann dementsprechend nachregeln. Kommt es nun durch Korrosion/Kabelbruch zu Übergangswiderständen, wird sich das auf die Spannung auswirken die der Regler dann wieder auf seinen Normwert hoch regelt. Da aber der Akku direkt (oder nur über eine Sicherung) am Ausgang des Reglers angeschlossen ist, bekommt er die zu hohe - weil widerstandsfreie - Spannung ab!

 

Beispiel

Reglerausgangsspannung SOLL = 14,3V

Spannungsabfall durch Übergangswiderstände = 0,5V -> Spannung an der Messleitung 13,8V

Regler erkennt dieses und regelt nach, bis auf der Messleitung wieder 14,3V anliegen. Dadurch liegen aber am Reglerausgang 14,8V, die für einen Akku schon zu hoch sind.

 

Messung

Als erstes kann man die Spannung direkt am Akku messen.

Dazu zuerst das Messgerät auf „V DC“ -> Gleichspannung in den Messbereich 20V stellen. Dann Plus-Messleitung (rot) an Akku-Plus und Minus-Messleitung (schwarz) an Akku-Minus anschließen (Motor aus). Der jetzige Wert ist die Klemmenspannung/Leerlaufspannung.

Jetzt das Motorrad starten und sämtliche Verbraucher einschalten. Nun sollte sich der Spannungswert in sämtlichen Drehzahlen auf 14,3V-14,4V einpendeln. Bei kurzen Gasstößen können es auch mal mehr sein, also längere Zeit eine Drehzahl halten (evtl. im Fahrbetrieb mit Messgerät auf dem Tank testen). Ist die Spannung zu hoch geht es an die Fehlersuche.

 

Fehlersuche

Jetzt die Differenzspannung zwischen „Dauerplus“ und „Schaltplus“ messen. Das ganze wird so gemacht:

- Bereichseinstellung Messgerät „V DC“ (Gleichspannung) 20V, später evtl. auf 2V runterschalten wenn die Differenz unter 2V liegt

- Plus-Messleitung direkt an den Gleichrichter (Kabelfarbe rot)

- Minus-Messleitung direkt an den Regler (Kabelfarbe braun)

- Motor an, sämtliche Verbraucher einschalten und dann mal auf Drehzahl gehen und halten (evtl. wieder im Fahrbetrieb mit Messgerät auf dem Tank).

 

Wenn jetzt das Messgerät eine Spannung von > 0,2V anzeigt, sind Übergangswiderstände vorhanden. Diese können im Fall der XS400 auftreten an...

- Steckverbinder Regler, korrodiert oder Kabelbruch (meist direkt an den Steckkontakten)

- Zündschloss, Steckverbinder und Schaltkontakte im Schloss

- Kabelbaum, Kabelbruch (meist im Bereich Lenkkopf, Lampeneingang)

- Evtl. Sicherungskasten (lose Sicherung, korrodierte Sicherungsklammern, Kabelbruch)

 

Jetzt kann man sich bei laufendem Motor mit der Minus-Messleitung (die Plus-Messleitung bleibt direkt am Gleichrichter auf rot) auf die Suche begeben in dem man folgende Messpunkte abklappert

- Sicherungskasten, Sicherung „Main 20A“

- Zündschlossstecker, Kabelfarbe rot, von beiden Seiten

- Zündschlossstecker, Kabelfarbe braun, von beiden Seiten

- Reglerstecker, Kabelfarbe braun, von beiden Seiten

Wenn jetzt das Messgerät an einem dieser Punkte etwas anzeigt, ist dieser Kontakt bzw. der Kabelstrang von diesem zum vorherigen Messpunkt zu kontrollieren.

Therapie: Kontakte reinigen (siehe weiter unten) bzw. Kabelbruch beseitigen.

Das ganze wiederholt man so lange, bis man bei der o.g. Differenzspannung möglichst < 0,2V auf dem Messgerät stehen hat. 0,0V wäre der Idealfall.

 

Kontakte reinigen

Im Baumarkt/Elektronikläden gibt es Glasfaserpinsel. Hiermit bekommt man fast jeden Kontakt wieder blank. Als Kontaktspray kann man WD40 nehmen aber wer es richtig machen möchte nimmt z.B. Kontakt60 zum Reinigen und Kontakt61 zum Konservieren.

Die Kontakte kann man aus den Steckergehäusen rausziehen, in dem man die Widerhaken mit einem kleinen Uhrmacherschraubendreher vorsichtig nach innen biegt. Nach dem rausziehen den Kontakt mit dem Glasfaserpinsel blank schrubben, und mit Kontaktspray behandeln. Danach die Widerhaken wieder etwas rausbiegen und Kontakt AN DIE GLEICHE STELLE ins Steckergehäuse zurückdrücken bis er einrastet.

Die Kontakte im Zündschloss lassen sich auch reinigen, da das Zündschloss komplett demontierbar ist. Auch hier wieder Glasfaserpinsel und dann Kontaktspray (oder hier evtl. sogar Kontaktfett). WICHTIG: Die Position des Kontaktträgers im Zündschloss vor dessen Demontage merken.

 

So. Viel Spaß beim Messen und immer dran denken... Wer zuviel misst, misst Mist!

Gruß
LaueSR

 

Hinweis

Alle oben gemachten Angaben zu Kabelfarbe, Regler usw. beziehen sich auf z.B. XS400, SR500, XS650, XJ650.
Abweichungen können durch z.B. andere Kabelbäume, andere Regler (z.B. einstellbare Regler der früheren XS-Modelle) auftreten.

 

Diese Seite wurde zuletzt beschraubt am 03.06.2014 um 19:50.